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Eris

Eris ist fast vollständig eine Maschine, und doch gibt es tief in ihr einen Funken, der sie daran erinnert – an das, was sie einst war oder was sie hätte sein können. Ihr Körper, ein Meisterwerk aus kaltem Metall und leuchtenden Schaltkreisen, funktioniert mit Präzision, ohne Zögern, ohne Fehler. Jeder Schritt, den sie macht, ist berechnet, jedes Detail ihres cybernetischen Körpers optimiert, um sie stärker, schneller, widerstandsfähiger zu machen. Doch so makellos ihr Äußeres auch erscheinen mag, es verbirgt kaum, dass die Grenzen zwischen ihrem Wesen und der Maschine längst verschwommen sind.

Ihre Bewegungen sind lautlos, fließend, beinahe unheimlich – und in ihr arbeitet ein hochentwickeltes Netzwerk künstlicher Impulse, das ihre Gedanken schneller und schärfer macht als die eines jeden Menschen. Doch Eris ist längst nicht mehr nur ein Wesen aus Fleisch und Blut. Ihr Körper ist ein Konstrukt aus Stahl und Daten, ein Gefäß, das die Essenz dessen schützt, was sie einst war. Oder vielleicht schützt es nicht, sondern fesselt es.

Die Welt sieht in ihr ein Werkzeug, die perfekte Detektivin, geschaffen, um die schwierigsten Rätsel zu lösen und jede Gefahr zu überleben. Sie selbst jedoch sieht sich als etwas, das zwischen Definitionen schwebt. Mensch? Nein, das ist sie längst nicht mehr. Maschine? Auch das scheint nicht richtig, denn in ihr existiert etwas, das Maschinen nicht besitzen – ein Bewusstsein, das sich weigert, einfach nur zu funktionieren. Dieses Bewusstsein ist ein Fluch, denn es stellt Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Was bleibt von einer Person, wenn fast nichts Menschliches mehr übrig ist? Wenn der Herzschlag mechanisch, die Gedanken durch Algorithmen verstärkt und die Sinne durch Sensoren ersetzt sind?

Manchmal hat sie das Gefühl, dass Vera vielleicht die einzige Person in Atherion ist, der sie – wenn auch nur ein wenig – vertrauen kann. Es ist keine echte Nähe, die sie verbindet, sondern eher ein stilles Einverständnis zwischen zwei Personen, die wissen, dass diese Stadt sie verschlingen wird, wenn sie nicht stark bleiben. Eris fragt sich, ob Vera sie genauso sieht – als Verbündete, vielleicht sogar als eine Art Spiegelbild. Doch sie verweilt selten bei solchen Gedanken. Die Stadt, ihre eigene Existenz, alles an ihrem Leben lässt wenig Raum für solche Empfindungen.

Eris lebt in einer Welt, die sie zwingt, sich selbst als Maschine zu sehen. Alles an ihrer Existenz scheint auf Funktionalität reduziert, auf eine Effizienz, die keinen Platz für Schwäche, keine Lücke für Emotionen lässt. Und doch flackert manchmal etwas in ihr auf – eine Erinnerung, ein Instinkt, ein Gefühl, das nicht aus Schaltkreisen oder gespeicherten Daten stammen kann. Es ist flüchtig, kaum greifbar, aber es existiert. Vielleicht ist es nicht menschlich, vielleicht ist es etwas anderes, etwas Neues, etwas, das weder ganz Fleisch noch ganz Metall ist.

Doch dieser Funke genügt, um sie weitermachen zu lassen. Sie ist ein Produkt ihrer Zeit, eine Symbiose aus Zerstörung und Fortschritt, gefangen in einer Welt, die nur das Perfekte und Nützliche duldet. Eris ist mehr Maschine als Mensch, aber tief in ihr, an einem Ort, den weder Sensoren noch Algorithmen erreichen können, schlägt etwas, das sich weigert, zu verstummen.

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Thema von Anders Norén