Atherion war keine Stadt – sie war ein Raubtier, ein Labyrinth aus schimmernden Türmen und erstickenden Gassen, in denen Geheimnisse gediehen und Leben wie Währungen gehandelt wurden. Gehüllt in ewigen Regen pulsierte das Herz der Stadt mit dem Leuchten von Neonadern, die durch ihre Venen liefen: ein endloses Netz aus Werbeanzeigen, Datenströmen und holografischen Projektionen. Unter ihrer glitzernden Fassade lag ein dunkler Abgrund aus vergessenen Vierteln, in denen zerbrochene Träume sich wie der Müll in den verkommenen Straßen türmten.
Die Stadt wurde nicht von Regierungen regiert, sondern von lautlosen Konzernen, deren Türme so hoch in den Himmel ragten, dass der Boden darunter wie eine fremde Welt erschien. Diese Unternehmensgiganten flüsterten Befehle aus ihren Penthouse-Etagen, während Drohnen den Himmel patrouillierten, um sicherzustellen, dass jene ohne Wert unter Kontrolle blieben – oder einfach ausgelöscht wurden.
Doch die wahre Gefahr in Atherion ging von ihren Bewohnern aus. Splicer durchstreiften die Straßen – halb-menschliche Plünderer, die ihre Körper mit gestohlenen kybernetischen Implantaten verschmolzen. Datendiebe erklommen die schimmernden Türme auf der Suche nach verschlossenen Netzwerken, die sie ausbeuten konnten, während im Schatten dunkle Fraktionen um die Kontrolle über die Schwarzmärkte der Stadt kämpften. Jeder hatte eine Agenda, und niemand war vertrauenswürdig – nicht einmal der Regen, von dem man sagte, er sei mit Chemikalien versetzt, die die Bevölkerung gefügig halten sollten.
Legenden sprachen von einem alten Kern tief unter der Stadt, einer längst vergessenen künstlichen Intelligenz, die alles kontrollieren sollte – das Wetter, die Energie, sogar die Gedanken derjenigen, die Atherion ihre Heimat nannten. Hacker und Schatzjäger stiegen in die Ruinen unterhalb der Stadt hinab, in der Hoffnung, ihn zu finden, doch die meisten kehrten nie zurück. Die wenigen, die es schafften, flüsterten von flackernden Lichtern und geisterhaften Stimmen, als ob die Stadt selbst lebendig wäre, sie beobachtete und wartete.
In Atherion war das Überleben eine Kunst, Vertrauen eine Ware, und die Schatten waren niemals leer. Es war ein Ort, an dem Ambitionen einen bis zu den Sternen erheben – oder unter dem endlosen Regen begraben konnten.